Die Arbeit – ein Muss und eine Chance gleichermaßen
Kurt Lewin, einer der bedeutendsten Sozialpsychologen, beschrieb die Arbeit folgendermaßen:
- Arbeit als Last und Mühe:
Das Arbeiten ist notwendig, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. - Arbeit als Erfüllung:
Die Arbeit kann auch ein Ort persönlicher Entfaltung und Entwicklung mit allem damit verbundenen Gefühlen („Schaffensfreude“) sein.
Die veränderte Arbeitswelt
Die Erde hat sich im Jahr 2020 so schnell gedreht wie nie zuvor. Nicht nur unser Planet dreht sich schneller, sondern auch die Arbeitswelt. Die berufliche Welt ist geprägt von ständiger Veränderung. Nur einige Stichpunkte, die sicher jedem von Euch bekannt sind: Globalisierung, Demokratisierung, demografischer Wandel, Digitalisierung, Fachkräftemangel und lebenslanges Lernen.
Und was hat das jetzt mit BGM zu tun?
Wie war das noch vor ein paar Jahren? Den klassischen "Nine-to-five-Job" gibt es nicht mehr oder nur noch sehr selten. Der technische Fortschritt ermöglicht es uns, immer und überall zu arbeiten. Arbeit und Privatleben vermischen sich zunehmend. Diese veränderte Arbeitswelt bedeutet für die Beschäftigten steigende Anforderungen, welche zwangsläufig gesundheitliche Risikofaktoren darstellen können. Körperliche Beschwerden und psychische Erkrankungen sowie chronische Krankheiten werden mehr.
Was ist BGM?
Während der betriebliche Arbeits- und Gesundheitsschutz und das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) nach langen krankheitsbedingten Ausfallzeiten verpflichtend für ArbeitgeberInnen sind, ist die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) freiwillig. BGF-Maßnahmen zielen nicht darauf ab, das Gesundheitsverhalten einzelner Personen zu korrigieren, vielmehr geht es dabei um eine Anpassung der Arbeitsbedingungen auf technischer, organisatorischer und psychosozialer Ebene. Diese drei Säulen bilden die Grundlage des BGM.
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist ein Prozess, welcher einem bestimmten Vorgehen folgt. Kurz und knapp ausgedrückt startet man mit einer strategischen Zielsetzung, daraufhin folgt eine Bestandsaufnahme und eine Phase der Analyse und Ergebnisauswertung. Erst dann kommt die operative Zielsetzung mit einer Auswahl von gesundheitsförderliche Einzelmaßnahmen, der Planung und Umsetzung dieser und schließlich einer Erfolgsevaluation.
Ziel ist es, die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit von Beschäftigten langfristig und nachhaltig erhalten.
Um dies zu erreichen, werden zwei Strategien verfolgt:
- Verhältnisprävention
Gesundheitsförderliche Veränderung der Arbeitsbedingungen und -strukturen - Verhaltensprävention
Befähigung der Beschäftigten zu einem gesundheitsförderlichen Verhalten
Welche Vorteile entstehen für die Unternehmen?
Daraus ergeben sich auch sehr viele Vorteile für die ArbeitgeberInnen, sodass jeder Euro ein Vielfaches an Nutzen bringt.
ArbeitgeberInnen, die verstehen, wie wichtig die körperliche und seelische Gesundheit ihrer Beschäftigten ist, investieren in ein gut strukturiertes BGM. Im Folgenden möchte ich einige Vorteile auflisten:
- Steigende Leistungsfähigkeit
- Weniger Krankheitsausfälle
- Angenehmes Betriebsklima mit mehr Partizipation und Motivation
- Qualitätssteigerung
- Mitarbeiterbindung (dort müsstest du auch gendern)
- Steigende Attraktivität als Arbeitgeber (hier dann auch)
- Mögliche Steuervorteile
- Steigende Lebensqualität der Beschäftigten auch in ihrer Freizeit
Doch noch immer wird dem Thema BGM zu wenig Beachtung geschenkt. Dies nehme ich zum Anlass und werde in den nächsten Artikeln ein bisschen Aufklärungsarbeit leisten.
Deine Annika Reichenberger (staatl. geprüfte Physiotherapeutin, B. Sc. Integrative Gesundheitsförderung)
Quellen:
- Faller, Gudrun (Hrsg.). (2017). Lehrbuch Betriebliche Gesundheitsförderung (3. Aufl.). Hogrefe Verlag.
- Schallberger, Urs. (2016). Die zwei Gesichter der Arbeit und ihre Rolle für das Wohlbefinden: Eine aktivierungstheoretische Interpretation. Wirtschaftspsychologie. Heft 2/3.