Therapiezentrum-Online Blog - Nacken

Der Nacken – unsere Sorgenablage

Letzte Woche ging es im Artikel „Kalter Winter, harter Nacken“ um allgemeine Nackenbeschwerden, welche vermehrt in den Wintermonaten auftreten können. Allerdings sind Schmerzen in dieser Region nicht nur saisonabhängig. Nackenschmerzen sind ein weit verbreitetes Beschwerdebild in unserer Gesellschaft – bis zu 70% der Menschen leiden im Laufe ihres Lebens darunter.

 

Mögliche Ursachen von Nackenschmerzen

Nackenschmerzen können und müssen differenziert werden. In den meisten Fällen handelt es sich um Beschwerden, welche keine massive Schädigung als Ursache aufweisen und innerhalb von zwei Monaten wieder abklingen. Im Gegenzug dazu können allerdings, wenn auch nur sehr selten, erhebliche strukturelle Schädigungen (z.B. Tumore, Frakturen) vorliegen. Ferner kann in Schmerzen eingeteilt werden, die von neurologischen Symptomen begleitet werden. So treten möglicherweise Lähmungserscheinungen, Sensibilitätsstörungen, Taubheitsgefühle und ausstrahlende Schmerzen zusätzlich auf. Neben der Kälte kann eine schlechte Haltung ein weiterer auslösender Faktor sein. Doch lange nicht in dem Ausmaß, wie viele von uns vermuten würden.

 

Wesentlicher ist Stress.

Stresssituationen privat oder beruflich scheinen von großer Bedeutung zu sein. So treten nachweislich diese Art von Schmerzen auf, wenn wir uns gestresst fühlen oder besorgt sind. Sorgen legen sich sofort auf den Nacken. Daher gilt es zunächst, Stressfaktoren zu reduzieren oder gar auszuschalten, ein gutes soziales Klima zu schaffen und Achtsamkeit und Gelassenheit zu trainieren.

 

Aktiv werden!

Im Trainingsprogramm sollten zudem Übungen integriert sein, um die Kraftausdauer der Nackenmuskulatur zu verbessern. Ein aktives Übungsprogramm ist langfristig wesentlich erfolgsversprechender als passive Maßnahmen, wie z.B. eine Nackenmassage, welche lediglich eine Linderung für den Moment schafft. Training ist auch dann möglich, wenn die Muskulatur bereits schmerzt und verspannt ist. Ein verspannter Muskel ist häufig ein schwacher Muskel. So kann Muskulatur „entspannen“, wenn sie kräftiger und belastbarer wird.

 

Passive Maßnahmen nicht vollständig aus dem Behandlungsplan streichen

Als Unterstützung können diese sehr hilfreich sein. Daher möchte ich euch eine Methode vorstellen, welche bei Nackenschmerzen mit neurologischen Symptomen, häufig Anwendung findet: die Nervenmobilisation. Hier unterscheidet man zwei geläufige Techniken, den Slider und den Tensioner. Im akuten Krankheitsstadium wird meist der Slider eingesetzt, da dieser weniger „aggressiv“ ist. Hier wird eine Bewegung durchgeführt, bei der der Nerv an einem Ende (z.B. Hand) auf Spannung gebracht, also „in die Länge gezogen“ wird und gleichzeitig am anderen Ende „entspannt“ (z.B. Halswirbelsäule) wird. Der Slider fördert die Gleitfähigkeit eines Nervs. Das Ziel eines Tensioners ist es, die Spannung (Dehnfähigkeit) des Nervs zu verbessern. Hier wird der Nerv von beiden Seiten auf Spannung gebracht. Bei beiden Nervenmobilisationen ist die schmerzfreie Ausführung wichtig. Außerdem sollten Betroffene lernen, den Nerv selbst zu mobilisieren. TherapeutInnen können hierfür die richtige Anleitung geben. Nicht bei jeder Problematik sind dies geeignete Methoden, so stellen entzündliche Prozesse oder Lähmungserscheinungen mögliche Kontraindikationen dar.

 

Deine Annika Reichenberger (staatl. geprüfte Physiotherapeutin, B. Sc. Integrative Gesundheitsförderung)

 

 

Quellen:

  • Paries, C., & Zander, A. (2017). Nervenkompressionssyndrome–Wenn Nerven nerven. ergopraxis, 10(10), 18-23.
  • Varangot-Reille, Clovis, et al. (2021). "Effectiveness of Neural Mobilisation Techniques in the Management of Musculoskeletal Neck Disorders with Nerve-Related Symptoms: A Systematic Review and Meta-Analysis with a Mapping Report." Pain Medicine.