Das metabolische Syndrom
Dass Adipositas, also Fettleibigkeit, mit schwerwiegenden gesundheitlichen Risiken einhergeht, ist unbestritten. Bei Übergewicht gehen die Meinungen hingegen etwas auseinander. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, das metabolische Syndrom zu erwähnen. Vielen ist es auch unter dem Begriff „Wohlstandssyndrom“ bekannt. Ein Syndrom bezeichnet in der Medizin eine Kombination aus mehreren Symptomen, also Krankheitszeichen, die gemeinsam aufgrund derselben Ursache auftreten. Das metabolische Syndrom ist definiert durch:
- die abdominale (stammbetonte) Adipositas: Taillenumfang von ≥80 cm bei Frauen bzw. ≥94 cm bei Männern
- sowie mindestens zwei der folgenden vier Faktoren:
- Erhöhte Triglyceride: ≥150 mg/dL
- Erniedrigtes HDL-Cholesterin: <50 mg/dL bei Frauen bzw. <40 mg/dL bei Männern
- Erhöhter Blutdruck (Hypertonie): >130/85 mmHg
- Nüchternblutzucker: ≥100 mg/dL oder Diabetes mellitus Typ 2
Vereinfacht gesagt liegt ein metabolisches Syndrom vor, wenn drei der folgenden Risikofaktoren vorhanden sind: zu viel Bauchfett, zu hoher Blutdruck, zu viel Fett und/oder Zucker im Blut.
Folgeerkrankungen eines metabolischen Syndroms
Aus Fettleibigkeit oder dem metabolischen Syndrom können viele Folgeerkrankungen entstehen. Möglich sind Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 oder Gicht, Erkrankungen des Herzkreislaufsystems (z.B. Vorhofflimmern, Bluthochdruck), Erkrankungen des Bewegungsapparates (z.B. Kniearthrose, Hüftarthrose), Schäden an Organen (z.B. Niere, Leber, Gallenblase) bis hin zur Unfruchtbarkeit beim Mann. Neben all den physischen Folgeerkrankungen dürfen auch die psychischen Auswirkungen, wie im letzten Artikel beschrieben, nicht vergessen werden. Damit ist das Risiko an einer Angststörung oder Depression beispielsweise zu erkranken ebenso erhöht.
Adipös und trotzdem gesund?
Das tückische an den genannten Folgeerkrankungen ist, dass die gesundheitlichen Schäden zunächst oft unbemerkt bleiben, da die Veränderungen schleichend und symptomlos beginnen. Fakt ist, dass die Erkrankungen bei Adipositas häufiger auftreten als bei normalgewichtigen Menschen. So ist die Zahl metabolisch gesunder Menschen mit Adipositas deutlich kleiner und nimmt mit zunehmendem Alter stetig ab. Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen, möchte ich die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus Typ 2 nennen. Bei einer Gruppe von 100 Menschen mit Normalgewicht erkranken acht Personen innerhalb von zehn Jahren an Diabetes mellitus Typ 2. Bei übergewichtigen Personen sind es hingegen bereits 22 Menschen. Sie haben demnach beinahe das dreifache Risiko. Liegt Adipositas vor, sprechen von einem mehr als siebenfachen Risiko im Vergleich zu Normalgewichtigen, hier sind es 57 von 100 Menschen.
Deine Annika Reichenberger (staatl. geprüfte Physiotherapeutin, B. Sc. Integrative Gesundheitsförderung)
Quellen:
- Wabitsch, M., Moss, A., Denzer, C. et al. Das metabolische Syndrom. Monatsschr Kinderheilkd 160, 277–292 (2012). doi.org/10.1007/s00112-012-2623-7
- Hanefeld, M., Schaper, F. & Ceriello, A. Geschichte und Definition(en) des metabolischen Syndroms. Internist 48, 117–125 (2007). doi.org/10.1007/s00108-006-1786-5
- Jayedi A, Rashidy-Pour A, Khorshidi M, Shab-Bidar S. Body mass index, abdominal adiposity, weight gain and risk of developing hypertension: a systematic review and dose-response meta-analysis of more than 2.3 million participants. Obes Rev. 2018;19(5):654-667. doi:10.1111/obr.12656
- Aune D, Sen A, Schlesinger S, et al. Body mass index, abdominal fatness, fat mass and the risk of atrial fibrillation: a systematic review and dose-response meta-analysis of prospective studies. Eur J Epidemiol. 2017;32(3):181-192. doi:10.1007/s10654-017-0232-4