Der Arzt möchte zunächst feststellen, um welche Struktur es sich handelt. Liegt eine Entzündung oder Arthrose des Schultergelenks vor, ist eine Sehne verletzt oder gar gerissen? Dazu macht der Arzt nach einigen Funktionstests eine Ultraschalluntersuchung. Auf dem Ultraschallbild sind Kalkdepots zu erkennen. Bei Verdacht auf eine Kaltschulter gilt die Röntgendiagnostik als Standardverfahren. Eine Magnetresonanz- oder Computertomographie ist im Normalfall zunächst nicht erforderlich.
Anlagerungen von Kalk – das klingt zunächst nach einer Gewebeveränderung - welche vor allem bei der älteren Generation zu beobachten ist. Dies ist aber nicht der Fall, denn der Altersgipfel liegt zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.
Wie entsteht eine Kalkschulter?
Bevor von einer Verkalkung der Schulter gesprochen werden kann, kommt es zu einer vermehrten Bildung von Faserknorpelgewebe am Ansatz der Schultersehnen. Es gibt Prädilektionsstellen, an welchen sich schließlich Kalziumsalze ablagern. Es entstehen kleine Kalziumdepots mit kreideartiger Konsistenz. Diese verändert sich im zunehmenden Verlauf zu einer Zahnpasta-ähnlichen Konsistenz. Schließlich schaltet sich das Immunsystem ein und Makrophagen (sog. „Fresszellen“) nehmen die Kalkdepots auf. Dies führt zu einer Entzündungsreaktion, welche sich oftmals auch auf dem Schleimbeutel ausdehnt. Die Entzündung führt zu einer Volumenzunahme und damit zu einer Druckerhöhung, welche mit starken Schmerzen einhergeht. Im letzten Stadium löst sich das Kalkdepot häufig von selbst auf und die Beschwerden lassen nach. Nun ist es wichtig, die Ursache zu bekämpfen, um ein Wiederauftreten zu verhindern.
Wie sieht die Behandlung einer Tendinits calcarea aus?
Die Therapie einer Tendinits calcarea erfolgt zunächst konservativ mit nichtsteroidalen Antiphlogistika, Injektionen von Lokalanästhetika und/oder Kortikosteroiden, Physiotherapie und physikalische Therapie in Form von Elektrotherapie. Eine weitere Therapiemöglichkeit stellt die ESWT (Extrakorporale Stoßwellentherapie) dar. Diese fördert eine Durchblutungssteigerung und eine Neubildung von Gefäßen, welche eine Resorption des Kalkdepots begünstigen. Bei Persistenz oder gar Verschlechterung der Beschwerden und Versagen der konservativen Behandlung über mindestens sechs Monate besteht die Indikation zur Operation. Vorher ist eine Röntgenkontrolle erforderlich, um ein Resorptionsgeschehen auszuschließen, da dieses keiner operativen Intervention bedarf. Standardverfahren einer Operation ist eine Arthroskopie. Die Ergebnisse einer arthroskopischen Kalkentfernung sind sehr gut, über 90% der Fälle sind danach beschwerdefrei.
Deine Annika Reichenberger (staatl. geprüfte Physiotherapeutin, B. Sc. Integrative Gesundheitsförderung)
Quellen:
- Diehl, P., Schauwecker, J. Schmerzhafte Schulter – ist es Kalk?. Orthop. Rheuma 18, 36–41 (2015). https://doi.org/10.1007/s15002-015-0602-9
- Meißner, T. Stoßwellen gegen Kalkschulter anerkannt. Orthop. Rheuma 16, 12 (2013). https://doi.org/10.1007/s15002-013-0438-0