Therapiezentrum-Online Blog - Iliosakralgelenk ISG

Die Schnittstelle in unserem Körper - Das Iliosakralgelenk

Das Iliosakralgelenk (ISG) ist eine Verbindung zwischen der unteren Wirbelsäule, genauer gesagt dem Kreuzbein (Os sacrum) und den beiden Darmbeinen (Os ilium). Wir haben folglich zwei dieser Gelenke im Körper. Die medizinisch korrekte Bezeichnung ist „Sakroiliakalgelenk“ (SIG) und gehört zu den stabilsten Gelenken des menschlichen Körpers.

 

Die Bewegungen im SIG

Das ISG ist ein dreidimensionales Gelenk, weshalb es nicht nur nach vorne und hinten kippen kann, sondern auch zur Seite. Dadurch erlaubt es auch die Beweglichkeit der einzelnen Beckenhälften zueinander. Durch die fest verkeilten Gelenkflächen und den umgebenden straffen Bandapparat ist in diesem Gelenk allerdings kaum Bewegung möglich. Die minimalen Seitwärtsbewegungen sind besonders beim Geburtsvorgang notwendig, um die Weite des Beckens zu regulieren. Durch die hormonelle Veränderung in der Schwangerschaft, lockern sich die Bänder und ermöglichen den Durchtritt des Kopfes des Säuglings. Aber auch beim Gehen finden winzige Bewegungen in den beiden ISG statt.

 

Die Funktion des SIG

Das SIG wird als Schnittstelle zwischen der unteren Extremität und dem Oberkörper bezeichnet. So wird die Last des Rumpfes auf die beiden Hüftbeine und weiter auf die Beine übertragen, damit wir aufrecht gehen können. Demnach ist das SIG dafür verantwortlich, enorme Kräfte zu übertragen und Stoßkräfte beim Gehen, die in die Wirbelsäule weitergeleitet werden, zu reduzieren oder zu verhindern.

 

Beschwerden am Kreuz-Darmbein-Gelenk

Bei einem „ISG-Syndrom“ haben Betroffene Schmerzen im Bereich des Gelenks, die weiter nach oben zur Wirbelsäule oder ins Gesäß und die Beine ausstrahlen können. Im Normalfall nehmen die Schmerzen im Tagesverlauf zu. Insbesondere schwere, körperliche Tätigkeiten, Heben, Tragen, Bücken und langes Stehen sowie Sitzen können die Beschwerden verstärken.

 

Physiotherapie bei einem ISG-Syndrom

PhysiotherapeutInnen können mit manueller Therapie die Gelenke und die dazugehörigen Muskeln und Bänder dehnen und mobilisieren. Von dem Gedanken, eine „ISG-Blockade“ und damit die Position des Gelenks durch eine Manipulation, beheben zu können, sollten wir Abstand nehmen. Das ISG ist extrem stabil, es findet kaum Bewegung statt und wir sind nicht in der Lage, die minimale Bewegung oder eine Fehlstellung zu ertasten.  Diese Techniken können allerdings vorübergehend Schmerzen lindern und auch die Muskulatur lockern. Umso wichtiger sind daher regelmäßige Dehn- und Kräftigungsübungen, welche zunächst unter Anleitung und danach selbstständig durchgeführt werden sollten. Folgende Muskulatur sollte hierbei besonders berücksichtigt werden:  der unteren Rücken, die Gesäßmuskulatur, die Leistenregion und der Hüftbeuger sowie die Bauchmuskulatur.

 

Deine Annika Reichenberger (staatl. geprüfte Physiotherapeutin, B. Sc. Integrative Gesundheitsförderung)

 

 

Quellen:

  • Ribeiro RP, Guerrero FG, Camargo EN, Beraldo LM, Candotti CT. Validity and Reliability of Palpatory Clinical Tests of Sacroiliac Joint Mobility: A Systematic Review and Meta-analysis. Journal of Manipulative and Physiological Therapeutics. 2021 May;44(4):307-318. DOI: 10.1016/j.jmpt.2021.01.001. PMID: 33896601.
  • Kubalek-Schröder S (2004) Funktionsabhängige Beschwerdebilder des Bewegungssystems. Brügger-Therapie nach dem Murnauer Konzept. Springer, Berlin Heidelberg New York