Therapiezentrum-Online Blog - biologische Uhr

Die Uhr in unserem Körper

„Meine biologische Uhr tickt.“ - Diesen Satz hat wohl jeder von uns schon einmal gehört oder sogar selbst ausgesprochen. Aber haben wir tatsächlich eine Uhr in unserem Körper und wenn ja, wo? Die Antwort lautet: Ja. Die innere Uhr in unserem Körper sitzt im Gehirn, genauer gesagt im suprachiasmatischen Nukleus (SCN), welcher im Hypothalamus lokalisiert ist. Der Hypothalamus ist die Schaltzentrale zwischen dem Hormonsystem und dem Nervensystem. Daher steuert er die vegetativen (automatisch ablaufenden) Funktionen des Organismus wie die Nahrungs- und Wasseraufnahme, die Körpertemperatur, den Kreislauf, das Schlaf- und Sexualverhalten.

 

Die Funktion der inneren Uhr

Die biologische Uhr reguliert in unserem Körper viele Aktivitäten zu bestimmten Tageszeiten. Dazu gehören auch die zirkadianen Rhythmen, die 24-Stunden-Rhythmen. Demnach ist ein zirkadianer Rhythmus ein Effekt einer biologischen Uhr, aber nicht alle biologischen Uhren sind zirkadian. Einfach ausgedrückt: Eine Pflanze verwendet die biologische Uhr, um sich der Jahreszeit anzupassen, welche sich jedoch von dem 24-Stunden-Zyklus unterscheidet.

 

Der Schlaf-Wach-Zyklus

Als bekanntestes Beispiel für die Bedeutung des zirkadianen Rhythmus ist der Schlaf-Wach-Zyklus zu nennen. Licht hat einen starken Einfluss auf unsere zirkadiane Rhythmen. Das liegt daran, dass der SCN sehr lichtempfindlich ist. So sorgt das Tageslicht dafür, dass die Hauptuhr unserem Körper Signale sendet, den Cortisolspiegel ansteigen lässt und die Aktivität und Wachsamkeit anregt. Nachts wird dann das Hormon Melatonin ausgeschüttet, das uns schläfrig macht und auch dafür sorgt, dass wir die Nacht durchschlafen können. Werden von der inneren Uhr nicht die richtigen Signale gesendet, haben wir demnach Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen. Daraus können ernstzunehmende Schlafstörungen mit sämtlichen Folgeerkrankungen entstehen. Wir haben zwar keine vollständige Kontrolle über unseren zirkadianen Rhythmus, aber wir können diesen positiv beeinflussen, wenn wir die Tipps für einen gesunden Schlaf versuchen, so oft und gut wie möglich einzuhalten. Beispiele dafür findest Du im vorherigen Artikel „Schlaf macht nicht nur schöner“.

 

Zirkadiane Rhythmen sind für alle Systeme des Körpers entscheidend

Neben dem Schlaf-Wach-Zyklus spielen die 24-stündigen inneren Uhren auch eine Rolle beim Stoffwechsel. So stehen sie in Verbindung mit der Blutzucker- und Cholesterinregulation und damit auch mit dem Körpergewicht. Des Weiteren wird die psychische Gesundheit maßgeblich beeinflusst, weswegen das Risiko für psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen, bipolare Störungen sowie neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz mit Störungen im Rhythmus ansteigt. Einen Zusammenhang mit dem Einfluss auf unser Immunsystem sowie Prozesse der DNA-Reparatur konnte ebenfalls hergestellt werden.

 

Deine Annika Reichenberger (staatl. geprüfte Physiotherapeutin, B. Sc. Integrative Gesundheitsförderung)

 

 

Quellen:

  • Born J., Birbaumer N. (2019) Zirkadiane Rhythmik und Schlaf. In: Brandes R., Lang F., Schmidt R.F. (eds) Physiologie des Menschen. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56468-4_64