HALTUNG UND DAS, WAS SIE WIRKLICH MIT UNS MACHT

Haltung und das, was sie wirklich mit uns macht

“Mensch, stell dich gerade hin.”, “Du solltest aufrecht sitzen!” “Hebe mit geradem Rücken”- jeder kennt sie. Meist von Eltern, Arbeitskollegen oder Freunden, die sich um deine Gesundheit und Wohlergehen sorgen. Auch meine Mutter hat mich, als Teenager, regelmäßig daran erinnert meine Schultern nicht so hängen zu lassen. Im Laufe der Jahre erwischte ich mich immer wieder dabei, mich aufzurichten, nachdem mir der gut gemeinte Rat in den Sinn kam. Guter Rat ist teuer, sagt man; nur wieviel ist dieser hier wirklich wert?

Aus wissenschaftlicher Sicht wird die Annahme, dass unspezifische Rückenschmerzen durch eine gebückte Haltung oder Tätigkeit ausgelöst werden, nicht stark unterstützt. Dennoch wird uns dies, auch in der Bewerbung verschiedener Produkte, des Öfteren suggeriert. Vom komfortablen Kissen bis zum Haltungsgurt gibt es diverse Gadgets, die unserer “schlechten” Haltung und Positionierung entgegenwirken sollen. Gründe für Schmerzen sind jedoch vielfältig und lassen sich nicht nur durch den Faktor Haltung bestimmen. Auch die verschiedenen anatomischen Gegebenheiten, die uns, hinsichtlich unserer Bewegungsmöglichkeiten, voneinander unterscheiden, haben Einfluss auf unsere Haltung. Je nach Tagesform kann sie eine Art Spiegelbild unserer inneren Gefühlslage sein und damit stark variieren. Betrachte das ganze mal bei dir selbst: bist du ausgeruht, fühlst dich wohl, bist selbstbewusst, hast einen guten Tag oder freust dich auf etwas im Laufe des Tages? - Dann wird sich dies auch in deiner Haltung widerspiegeln und damit auch von anderen wahrgenommen.


Wir sollten den Faktor Körperhaltung eher als Indiz sehen Dinge, wie Bewegungsverhalten, Aktivierung anderer Muskeln oder Menge der alltäglichen Bewegung zu verändern, sofern dies in das Bild deiner Schmerzen passt und nicht als generalisierte Ursache der Problematik. Dogmen wie: “lümmeln ist schlecht und aufrecht sitzen ist gut”/”bücken tut dem Rücken nicht gut” sind keine fähigen Ratgeber, da sie schlicht und ergreifend überholt, nicht individuell genug und teils hemmend für gewisse Bewegungsmuster sind.


Unsere Körper brauchen Bewegung. Gelenke, Muskeln und ihre Sehnen, Nerven, das Herzkreislaufsystem – sie alle profitieren im richtigen Maße davon. Es ist völlig in Ordnung und vor allem in keinster Weise gefährlich auch mal im Bürostuhl oder in der Straßenbahn sich “hängen zu lassen”. Bedenke jedoch: Die Menge macht´s. Daher gilt: “die beste Position ist immer die Nächste”.


Bleibt bewegt, euer Marco

 

 

Quellen: