Schmerzen und Kälteempfinden sind subjektiv
Wir alle haben ein anderes Schmerz- und Temperaturempfinden. So kann man sagen, dass es sich dabei um sehr subjektive Wahrnehmungen handelt. Dementsprechend ist die Studienlage nicht eindeutig und es ist nicht bewiesen, dass es eine unmittelbare Verbindung zwischen zunehmenden Schmerzen bei Kälte gibt. Nichtsdestotrotz klagen meine PatientInnen bei nass-kalten Temperaturen über stärkere Schmerzen und Verspannungen. Ein möglicher Grund dafür kann sein, dass unsere Stimmung im Winter oftmals allgemein schlechter ist und dadurch Schmerzen auch stärker wahrgenommen werden. Weiterhin führt Kälte zu einem herabgesetzten Stoffwechsel und eine verminderten Muskeldurchblutung. Dadurch verspannen die Muskeln und es können Schmerzen entstehen. Es ist allgemein zu beobachten, dass Kälte zu einer erhöhten Muskelanspannung führt. Dafür müsst Ihr nur spazieren gehen und die Menschen, die Euch über den Weg laufen genauer betrachten: hochgezogene Schultern, angespannte Arme und gefaustete Hände.
Muskuloskelettale Beschwerden
Muskuloskelettale Schmerzen sind Schmerzen, die von unserem Bewegungsapparat ausgehen. Diese können von Muskeln (Myalgien), Knochen (Ostealgien) und Gelenken (Arthralgien) verursacht werden. Des Weiteren kann man sie topografisch in Rumpf- oder Gliederschmerzen einteilen. Neben den Schmerzen geben Betroffene häufig ein Gefühl von Steifigkeit, ein reduziertes Bewegungsausmaß, einen Kraftverlust und eine schlechtere Lebensqualität an.
Eine lokale Wärmeanwendung kann helfen
Was passiert in unserem Körper, wenn wir muskuloskelettale Beschwerden mit lokaler Wärme behandeln? Durch eine lokale Wärmeanwendung steigt zunächst die Temperatur der Haut, der Muskeln sowie der Wärmegrad innerhalb der Gelenkkapsel (intraartikulär). Zudem kommt es zu einer Vasodilatation, also einer Erweiterung der Blutgefäße. Dadurch kann mehr Sauerstoff aufgenommen werden und verschiedene biochemische Reaktionen erfolgen schneller. Das wiederum hat einen positiven Einfluss auf die Gewebeheilung. Diese Reaktionen führen zu einer Steigerung des Stoffwechsels und der Bindegewebselastizität. So werden die oben beschriebenen Symptome wie z.B. erhöhte Muskelspannungen reduziert und die Beweglichkeit verbessert.
Hilft da nur Wärme?
Natürlich nicht. Ihr solltet keinesfalls nur auf dem Sofa sitzen mit einem Wärmekissen im Nacken, denn davon allein werden eure Verspannungen und Schmerzen sicher nicht besser. Achtet auf ausreichend Bewegung, vor allem die Bewegung an der frischen Luft. Egal ob Ausdauer, Kraft oder Mobilität – alles ist erlaubt und wichtig. Versucht so viel Sonnenlicht wie möglich einzufangen und lasst regelmäßig Eure Blutwerte checken. Ernährt Euch gesund und ausgewogen und helft - wenn nötig - mit Nahrungsergänzungsmitteln wie z.B. Vitamin D und Magnesium nach. Zu guter Letzt: nehmt Euch bewusst Zeit für Euch selbst und sorgt für Momente der Entspannung.
Deine Annika Reichenberger (staatl. geprüfte Physiotherapeutin, B. Sc. Integrative Gesundheitsförderung)
Quellen:
- Clijsen, Ron, et al. (2021) „Local heat applications as a treatment of physical and functional parameters in acute and chronic musculoskeletal disorders or pain." Archives of Physical Medicine and Rehabilitation.