Therapiezentrum-Online Blog - Manuelle Therapie

Manuelle Therapie in der Physiotherapie = Manipulationen oder nur Massage?

Mit der Manuellen Therapie (MT) werden Funktionsstörungen des Bewegungsapparats (Gelenke, Muskeln und Nerven) behandelt. Wie der Begriff schon vermuten lässt, wird die Therapie mit bloßen Händen (und mit Hilfsmitteln wie Traktionsgurt, Mobilisationskeil) durchgeführt. Zu Beginn war die MT sehr gelenkorientiert mit dem Ziel, die Gelenkkapsel zu mobilisieren. Seit den 90er Jahren jedoch wurde dies durch osteopathische und fasziale Techniken ergänzt und miteinander verbunden. Dadurch steht auch die Ursachensuche/-bekämpfung mehr im Vordergrund. Der Körper und seine Funktionen werden ganzheitlich betrachtet und mögliche Ursachen-Folge-Ketten eruiert. Es wird außerdem unterschieden zwischen ärztlicher und physiotherapeutischer MT. Physiotherapeuten/-innen in Deutschland benötigen eine spezielle Weiterbildung, welche konkrete Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (Handgriff- und Mobilisationstechniken) lehrt. Von der ärztlichen Manuellen Medizin unterscheidet sie sich darin, dass keine ruckartigen Techniken, sog. Techniken mit Impuls (Manipulation) an der Wirbelsäule, angewandt werden dürfen.

 

Indikationen – wann verschreibt der Arzt MT?

Techniken der Manuellen Therapie werden vor allem bei pathologisch (krankhaft verändernden) und klinisch relevanten, reversiblen Bewegungseinschränkungen eines Gelenks eingesetzt. Sowohl bei akuten als auch bei chronischen Funktionsstörungen der Wirbelsäule und der peripheren Gelenke (z.B. Knie, Fuß, Schulter, Ellenbogen) kann MT positive Effekte im Sinne einer Schmerzlinderung, Lösen von Verklebungen und Bewegungserweiterung erzielen.

 

Kontraindikationen – wann darf MT nicht angewandt werden?

Bei manuellen Techniken spielt vor allem die Intensität der Handgriffe eine Rolle. Ärzte können individuelle Ausnahmen bestimmen. Für Physiotherapeuten/-innen gelten folgende Erkrankungen oder Verletzungen als Kontraindikationen:

  • Ausgedehnte Osteoporose
  • Instabilitäten
  • Entzündlich rheumatische Erkrankungen
  • Zustand nach Schleudertraumen
  • Verkalkung der A. vertebralis
  • Infektionen
  • Schwangerschaft
  • Schwere und/oder nicht lokalisierte Entzündungen
  • Maligne Tumore, Metastasen
  • Zirkulationsstörungen (Thrombosen, Hämatome, Ulzera,…)
  • Lokale Hautverletzungen
  • Frische Traumen mit Weichteilverletzungen
  • Schwere und nicht adäquate Schmerzen während der Behandlung
  • Starke Angst und mangelnde Kooperation beim Patienten

 

Zur MT gehört auch die Krankengymnastik

Nachdem Manueltherapeuten/-innen die Gelenkmechanik, die Muskelfunktion und die Koordination von Bewegungen untersucht hat, wird ein individueller Behandlungsplan festgelegt. Neben den passiven Techniken sollten auch immer aktive Übungen erfolgen. So werden blockierte Gelenke von Physiotherapeuten/-innen sanft mobilisiert und instabile Gelenke können durch individuelle krankengymnastische Übungen stabilisiert werden. Das Ziel ist immer ein gutes Zusammenspiel zwischen Gelenken, Muskeln und Nerven!

 

Deine Annika Reichenberger (staatl. geprüfte Physiotherapeutin, B. Sc. Integrative Gesundheitsförderung)

 

 

Quellen:

  • Rudi Amberger (Hrsg.). (2021). Integrative Manuelle Therapie (2. Aufl.). Georg Thieme Verlag.