Ärztliche Therapiemöglichkeiten
Zunächst muss festgestellt werden, um welche Art von Brustkrebs es sich handelt. Des Weiteren ist es wichtig, ob es sich um ein Vorstadium von Brustkrebs oder um einen infiltrierenden Tumor handelt. Schließlich legt man sich auf eine geeignete Behandlungsmethode fest. Die Therapiemöglichkeiten sind vielfältig: Operation (brusterhaltend, Amputation der Brust), Strahlentherapie oder systemische Therapien (Chemo-, Hormon- oder Immuntherapie).
Krankengymnastik nach einer Brustoperation
Eine Brustoperation hat eine mehr oder weniger starke körperliche Beeinträchtigung zur Folge. Gymnastikübungen helfen das Kreislaufsystem anzuregen und die Bewegungsfähigkeit wieder herzustellen. Die Beweglichkeit kann insbesondere dann eingeschränkt sein, wenn bei der OP ein Teil der Brustmuskulatur mit entfernt werden musste und der Narbenbereich spannt oder verhärtet ist. Wichtig sind daher Übungen, welche die Schultermobilität verbessern. Zudem resultiert daraus eine Schonhaltung, die Schulter der operierten Seite wird hochgezogen, welche wiederum zu Verspannungen der Schulter- und Nackenmuskulatur führt. Kopfschmerzen und Rückenschmerzen sind weitere Folgen.
Lymphödem als Folge der Operation oder Strahlentherapie
Nach einer Operation oder nach einer Strahlentherapie bei einem Mammakarzinom kann sich ein Lymphödem auf der betroffenen Körperseite entwickeln, da nahegelegene Lymphknoten entfernt oder beschädigt werden. Wird Brustkrebs operiert, ist es wichtig, dass der Tumor und eventuell betroffene nahegelegene Lymphknoten in der Achselhöhle der betroffenen Brustseite entfernt werden. Dabei kann der Arm, die Hand, Finger, die Brust oder/und das obere Rumpfviertel anschwellen. Diese häufige Komplikation kann sofort oder auch erst nach Jahren nach der Behandlung auftreten. Die meisten Fälle treten innerhalb von drei Jahren auf. Die Folgen sind Schmerzen, ein Schwergefühl und auch eine Bewegungseinschränkung. Die erste Therapiewahl ist dann die sogenannte komplexe Entstauungstherapie. Diese besteht aus: Patientenaufklärung, manueller Lymphdrainage, Kompression und Bewegungstherapie. Wenn Du mehr über das Thema Lymphödem und die komplexe Entstauungstherapie wissen möchtest, empfehle ich Dir die Blog-Artikel „Lymphödem – Stauung im Gewebe“ sowie „Ein Lymphödem behandeln – aber wie?“.
Manuelle Lymphdrainage erhöht das Risiko einen Brustkrebsrezidivs – nur ein Mythos?
Die MLD wird demnach häufig bei brustkrebsbedingten Lymphödeme eingesetzt. Es besteht jedoch auch immer wieder der Verdacht, dass durch diese Behandlung die Lymphdrainage verbessert und somit die Tumorausbreitung, das Risiko für eine Metastasierung, erhöht wird. Dies würde bedeuten, dass TherapeutInnen keine MLD durchführen dürften, sprich MLD kontraindiziert wäre. Die aktuelle Studienlage widerlegt allerdings diese Annahme: MLD erhöht nicht das Risiko eines Brustkrebsrezidivs! Eine alleinige MLD hilft aber auch nicht, das Lymphödem zu reduzieren. Dafür sind alle vier Bestandteile der komplexen Entstauungstherapie erforderlich.
Deine Annika Reichenberger (staatl. geprüfte Physiotherapeutin, B. Sc. Integrative Gesundheitsförderung)
Quellen:
- Hsiao, Pei-Chi, et al. (2015) "Risk of breast cancer recurrence in patients receiving manual lymphatic drainage: a hospital-based cohort study." Therapeutics and clinical risk management.
- Barnes, Benjamin, et al. (2016). Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016. Robert Koch Institut.