RADIKULOPATHIEN – WENN DIE WURZEL LEIDET

Radikulopathien – wenn die Wurzel leidet

Im letzten Blog-Artikel „Hilfe! Ist mir die Bandscheibe rausgesprungen?“ stellte ich Euch im Fallbeispiel Herr Weh vor. Herr Weh (57 J.) ging mit starken Rückenschmerzen, die in sein rechtes Bein ausstrahlten, zum Hausarzt. Nach ausführlicher Erhebung der Krankheitsgeschichte und klinischen Untersuchungen, stellte dieser folgende Diagnose: „Lumbale und sonstige Bandscheibenschäden mit Radikulopathie“. Nachdem Ihr bereits einiges über Bandscheibenvorfälle/-vorwölbungen erfahren habt, möchte ich Euch nun erklären, was man unter Radikulopathien versteht.

Eine Radikulopathie (von lat. radicula ‚kleine Wurzel, Würzelchen‘ und gr. pathos ‚Leiden‘) ist eine Schädigung oder Reizung einer Nervenwurzel. Nervenwurzeln treten aus dem Rückenmark aus und vereinigen sich dann zu Spinalnerven. Die Nervenwurzeln/Spinalnerven versorgen je nach Ursprung immer ein bestimmtes Körperareal.

 

Wie macht sich ein „Wurzelleiden“ bemerkbar?

Aufgrund der Verbindung zum Rückenmark, können Nervenwurzeln einerseits sensible Informationen in das Rückenmark weiterleiten, andererseits auch motorische Impulse aus dem Rückenmark zu den Muskeln schicken. Demnach können Sensibilitätsstörungen (Taubheit, Kribbeln), verminderte Reflexe und Lähmungserscheinungen auf eine Schädigung einer bestimmten Nervenwurzel/eines Spinalnervs hindeuten. Ein vollständiger Ausfall der Muskelfunktion ist eher nicht zu erwarten, da ein Muskel von mehreren Nervenwurzel versorgt wird.

Das Leitsymptom ist der radikuläre Schmerz. Darunter versteht man Schmerzen, die von den Nervenwurzeln an der Wirbelsäule ausgehen und entsprechend dem Nervenverlauf in ein bestimmtes Areal ausstrahlen. Daher spricht man auch von sog. „Schmerzstraßen“. Oftmals empfinden die Patienten den Schmerz stärker im peripheren Areal (abseits des Zentrums) als am eigentlichen Ursprung.

Wurzelsyndrome kann man danach einteilen auf welcher Höhe des Rückenmarks diese auftreten. Bei einer zervikalen Radikulopathie sind Nervenwurzeln im Bereich der Halswirbelsäule betroffen, hier spricht man von einer „Zerviko-Brachialgie“ und die Patienten geben Schmerzen im Nacken-/Schulter-/Armbereich an. Die deutlich häufiger auftretende lumbale/sakrale Radikulopathie (sog. „Lumbo-Ischialgie“) wird durch die unteren Nervenwurzeln ausgelöst und führt zu Kreuzschmerzen. Eher selten ist ein Wurzelsyndrom auf Höhe der Brustwirbelsäule (thorakale Radikulopathie).

 

Was sind die Ursachen für ein „Wurzelleiden“?

Die häufigste Ursache sind Bandscheibenvorfälle oder Bandscheibenvorwölbungen.
Weitere Differentialdiagnosen sind z.B.: eine Verengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose), Arthrose der Wirbelgelenke (Spondylarthrose, Facettengelenksarthrose ), Wirbelgleiten, Knochentumore, Infektionskrankheiten.

 

Wie kann man Radikulopathien vorbeugen?

Surprise, surprise: TRAINING!
Regelmäßiges Training der Rumpfmuskulatur sorgt nicht nur für Stabilität, sondern vermindert degenerative Prozess an der Wirbelsäule. Spezifische Übungen solltest Du Dir zunächst von einem Physiotherapeuten oder Fitnesstrainer zeigen lassen, bevor Du diese dann regelmäßig selbstständig ausführst.

 

Deine Annika Reichenberger (staatl. geprüfte Physiotherapeutin, B. Sc. Integrative Gesundheitsförderung)

 

 

Quellen:

  • Psychopraxis 2014 · 17:18–21 DOI 10.1007/s00739-014-0173-6 © Springer-Verlag Wien 2014
  • Lumbale Radikulopathie – Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie © DGN 2018; online verfügbar: 030-058l_S2k_Lumbale_Radikulopathie_2018-04.pdf (awmf.org)