Vorab sollte man wissen welches Verfahren wie funktioniert und welche Strukturen sich darstellen lassen:
Röntgen: hierbei gelangen Röntgenstrahlen durch den zu untersuchenden Abschnitt des Körpers. Je nach Gewebeart werden die Strahlen unterschiedlich stark abgeschwächt. Muskeln und Bindegewebe lassen z.B. deutlich mehr Strahlung durch als Knochen. Dadurch ergibt sich in einer Ebene das sogenannte Schwächungsbild mit dem vor allem knöcherne Strukturen gut zu beurteilen sind.
CT: die Computertomographie nutzt auch Röntgenstrahlen. Der Unterschied: durch die Verarbeitung eines Computers und verschiedener Richtungsaufnahmen können bei den erzeugten Schnittbildern die verschiedenen Gewebsarten deutlich besser voneinander unterschieden werden.
MRT: bei der Magnetresonanztomographie, oft auch Kernspintomographie genannt, werden durch starke Magnetfelder Schnittbilder des menschlichen Körpers abgebildet ohne Strahlenbelastung. Auch hier können, je nach Einstellungen, verschiedene Gewebsarten unterschiedlich stark hervorgehoben werden und ermöglich einen genaueren Blick auf unser Inneres.
Damit kommen wir wieder zu meiner Eingangsfrage. Klingt doch eigentlich recht positiv, wenn der Arzt dadurch die Möglichkeit hat nochmal genauer hinzusehen. Doch leider ist das was man auf den Bildern sehen kann nur ein Teil der Wahrheit. In einer Übersichtsarbeit von Brinjiki et al. konnte gezeigt werden, dass z.B. viele “Erkrankungen” der Wirbelsäule auch bei Personen auftreten, die keinerlei Beschwerden angaben. Es zeigte sich, dass wir auch in jungen Jahren Veränderungen an Bandscheiben und Gelenken feststellen können. Bereits mehr als ein Drittel der 20-Jährigen hatten degenerative Veränderungen der Bandscheiben. Der Anteil erhöhte sich auf 96% bei der Gruppe im Alter von 80.
Hier der Link zur Übersichtsarbeit https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4464797/
Auch mir als Physiotherapeut saßen schon oft Patienten gegenüber mit einem langen Bericht mit viel medizinischem Kauderwelsch und bekamen gesagt, dass ihre Wirbelsäule, Bandscheiben oder Knie “abgenutzt” seien. Oft bekomme ich dann zu hören: “Mein Körper funktioniert nicht mehr” oder “Ich bin kaputt”. Diese Veränderungen sind keineswegs ein eindeutiges Signal für Schmerzen oder der alleinige Grund für euer Problem. Vielmehr ist es ein Zeichen des Alterns, das bei jedem von uns unterschiedlich schnell und unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Unsere Körper sind unglaublich anpassungsfähig und adaptieren auf unterschiedlichste Einflüsse. Wie Annika bereits im ersten Blog “Aktiv werden bei Arthrose” so schön schrieb: USE IT OR LOSE IT.
Aber was nun? Die Veränderung ist ja trotzdem da und die Beschwerden auch. Fachlich ist zu sagen, dass bildgebende Verfahren nur in bestimmten dringenden Situationen angewandt werden sollten und definitiv keine schnelle Lösung zur Findung des Problems des Patienten darstellen. Sie könne sogar das Schmerzgeschehen des Patienten befeuern und katastrophisierend wirken. Der Patient und wie er sich uns als medizinische Fachkraft präsentiert, sollte im Mittelpunkt der Diagnostik stehen; Er ist mehr als sein MRT-Befund. Viele weitere Faktoren spielen in der Entwicklung von Schmerzen oder anderen Beschwerden eine Rolle und das solltet auch ihr als Patienten wissen.
Daher ist die Antwort auf meine Frage zu Beginn des Beitrags klar: Nein, es ist nicht sinnvoll bei jeglichen Beschwerden ein bildgebendes Verfahren durchzuführen.
Bleibt bewegt euer Marco
Quellen: