Therapiezentrum-Online Blog - Sehnenscheidenentzündung - Tendovaginitis

Sehnenscheidenentzündung – Wenn die Schützer der Sehnen plötzlich selbst Schutz brauchen

Frau Sehne (38 J.) hat seit wenigen Tagen Schmerzen im rechten Handgelenk. Sie glaubt, es kommt von der Gartenarbeit am Wochenende, bei der sie vier Stunden lang die Hecke zugeschnitten hat. Bereits am gleichen Abend merkte sie, dass dies wohl ein bisschen zu viel war. Heute hat sie einen Termin bei ihrem Hausarzt. Er macht sich zu der Anamnese einige Stichpunkte:

  • Starke Schmerzen im rechten Handgelenk nach möglicher Überlastung
  • Leichte, entzündliche Schwellung
  • Druckempfindlichkeit entlang des Unterarms
  • Schmerzverstärkung bei Dorsalextension des Handgelenks
    (Bewegung der Hand nach oben in Richtung Unterarm)

 

Diagnose: Tendovaginitis

Der Arzt stellt nach einigen Bewegungstests die Diagnose: Tendovaginits. Eine Tendovaginitis, auch Sehnenscheidenentzündung, ist ein Entzündungs- und Reizzustand des Gleitgewebes von Sehnen. Sehnen verbinden Muskeln mit Knochen und sind von einer doppelwandigen Hülle, der Sehnenscheide (Vagina synovialis tendinis), umgeben. Diese ist mit Synovialflüssigkeit (Gelenkschmiere) gefüllt, um einzelne Sehnen vor Abnutzung und zu starker Reibung zu schützen, während diese hin und her gleiten. Als „Beschützer“ der Sehnen sind die Sehnenscheiden aber auch anfällig für verschiedene Überlastungsreaktionen oder Erkrankungen.

Um die Diagnose „Tendovaginitis“ stellen zu können, genügt meist ein ausführliches Anamnesegespräch und eine körperliche Untersuchung mit Abtasten der betroffenen Stelle sowie verschiedener Bewegungstests. Ist sich der Arzt nicht sicher, kann eine Ultraschall-Untersuchung helfen. Ein zusätzliches Blutbild kann eine rheumatische Erkrankung als Ursache ausschließen. Eine Röntgenbild und eine Magnetresonanztomografie (MRT) ist zunächst nicht erforderlich. Erst wenn die übliche Therapie nicht anspricht, wird über ein anderes Diagnostikverfahren nachgedacht, um andere Krankheiten auszuschließen.

 

Die Aufteilung in mechanische und nicht-mechanische Ursachen

Für eine Sehnenscheidenentzündung kommen mechanische Ursachen wie ungewohnte Tätigkeiten (z.B. Garten- oder Renovierungsarbeiten) oder wiederholte, monotone Arbeiten (Berufe z.B. Bürojob, Masseure, Gärtner, Musiker) in Frage. Des Weiteren muss an nicht-mechanische Auslöser gedacht werden. Eine rheumatoide Arthritis, bakterielle Infekte und hormonelle Umstellungen durch die Menopause, Schwangerschaft oder die Einnahme von Kontrazeptiva fallen in diese Gruppierung.

 

Die Entzündung wieder loswerden

Im akuten Stadium ist es notwendig, die betroffene Region zu schonen, indem beispielsweise auslösende Tätigkeiten eingestellt werden. Des Weiteren kann die Region durch Schienen ruhiggestellt werden. Bei Entzündungszeichen wie Schwellung, Rötung und Überwärmung kann Kühlung und eine schmerz- und entzündungshemmende Creme für eine Linderung sorgen. Bei sehr starken Schmerzen werden Tabletten verschrieben oder Injektionen veranlasst. Dabei wird ein kortisonhaltiges Präparat um die Sehnenscheide herum eingespritzt. Eine Operation, bei der die verengte Stelle an der Sehne aufgespalten und dadurch entlastet wird, kommt bei chronischen Zuständen in Betracht. In der Physiotherapie geht es darum, den Stoffwechsel und damit die Ernährungssituation im betroffenen Bereich unterstützen und verbessern. Hier eignet sich z.B. die manuelle Lymphdrainage. Wenn die akute Phase langsam abklingt, beginnt man mit sanften Dehnübungen und Übungen zur Beweglichkeitsverbesserung.

 

Deine Annika Reichenberger (staatl. geprüfte Physiotherapeutin, B. Sc. Integrative Gesundheitsförderung)

 

 

Quellen:

  • Kromer, Thilo Oliver (2013) Rehabilitation der oberen Extremität. Berlin Heidelberg: Springer-Verlag.
  • Kubalek-Schröder, Sabine; Dehler, Frauke (2013) Funktionsabhängige Beschwerdebilder des Bewegungssystems. 2. Auflage. Berlin Heidelberg: Springer-Verlag.