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Tendinopathien – Belastungsmodifikation statt Pause

Was ist eine Tendinopathie? Eine Tendinopathie (auch: Tendopathie) ist eine Erkrankung von Sehnen oder auch Sehnenscheiden, wie im letzten Fallbeispiel beschrieben. Dabei unterscheidet man nicht-infektiöse entzündliche Prozesse (Tendovaginitis) und degenerative, also abnutzungsbedingte Veränderungen (Tendinose). Eine Schädigung im Bereich des Sehnenansatzes nennt man auch Insertionstendopathie. Sehnenerkrankungen sind oftmals bereits im Ruhezustand schmerzhaft. Auch die Heilungsdauer kann sehr viel Geduld erfordern, weshalb sie für Betroffene auch eine große psychische Belastung darstellen können.

 

Passiv vs. aktiv

Betroffene sind verleitet sehr schnell zu nichtsteroidalen entzündungshemmenden Medikamenten zu greifen und Kortikosteroid-Injektionen von einen Arzt durchführen zu lassen. Dabei sollte man allerdings beachten, dass die Erfolge meist nur kurzfristig und mit hohen Rezidivraten einhergehen. Physiotherapeutische Maßnahmen erzielen auf lange Sicht gesehen bessere Ergebnisse. Wie bereits im letzten Artikel beschrieben, geht es in der Physiotherapie im akuten Stadium darum, den Schmerz zu lindern sowie den Stoffwechsel und damit die Ernährungssituation im betroffenen Bereich zu unterstützen und zu verbessern. Wenn die akute Phase langsam abklingt, gilt: Belastungsmodifikation statt Pause. Eine dosierte aktive Trainingstherapie der überlasteten Sehnen ist notwendig, damit der Körper selbst eine Sehnenreparatur einleitet. Ruhe und Schonung können den Schmerz reduzieren, allerdings wird dieser bei Belastung zurückkehren, da Ruhe die Belastungstoleranz der Sehne nicht verbessert. Adäquate Belastungsreize hingegen können den Sehnenstoffwechsel vorantreiben und eine höhere Toleranz gegenüber Belastungen schaffen. Sehnen müssen also wie Knochen und Muskeln behandelt werden, sie benötigen Belastungsreize, um ihre Funktion und Gesundheit beizubehalten.

 

Behandlung nach dem Prinzip der progressiven Belastungssteigerung

Eine dosierte Belastung der betroffenen Sehne ist einer Ruhigstellung vorzuziehen. Das exzentrische Training zeigt in klinischen Studien eine gute Wirkung. Dabei wird die beanspruchte Muskulatur nicht verkürzt, wie es beim konzentrischen Training der Fall ist, sondern „gedehnt“ und die Bewegung/Belastung „abgebremst“.

Bei der Durchführung dürfen leichte Schmerzen auftreten. Dennoch ist es wichtig, diese auf einer Skala einzuordnen, um keine Verschlechterung zu provozieren. Die Schmerzskala geht von 1 (kein Schmerz) bis 10 (stärkster Schmerz). Dabei ist der Bereich 0-5 akzeptabel. Eingeteilt wird zudem nach:

  • Schmerz bei der Belastung
  • Schmerz direkt nach der Belastung
  • Schmerz am nächsten Morgen der Belastung
  • Schmerz darf von Woche zu Woche nicht zunehmen

 

Wenn man zum Beispiel mit 15 Wiederholungen pro Tag beginnt, die Durchführung beschwerdefrei möglich ist, kann man die Wiederholungszahl auf 2 x 15, später auf 3 x 15 steigern. Werden die Schmerzen während der Durchführung so stark, dass man die Übung abbrechen muss, ist es erforderlich die Wiederholungszahl zu reduzieren. Abschließend kann noch eine sanfte Dehnübung durchgeführt werden.

 

Geduld, Geduld, Geduld…

Der Sehnenstoffwechsel ist mit 8-12 Wochen sehr langsam, weshalb es viel Geduld erfordert, bis Heilungseffekte auftreten. In den ersten Wochen kann es sogar zu einer geringen Verschlechterung nach der Belastung kommen. Um einen Erfolg zu erzielen, ist es notwendig die Übungen konsequent und nach Absprache mit PhysiotherapeutInnen durchzuführen.

 

Deine Annika Reichenberger (staatl. geprüfte Physiotherapeutin, B. Sc. Integrative Gesundheitsförderung)

 

 

Quellen:

  • Bisset, L., Beller, E., Jull, G., Brooks, P., Darnell, R., & Vicenzino, B. (2006). Mobilisation with movement and exercise, corticosteroid injection, or wait and see for tennis elbow: randomised trial. BMJ (Clinical research ed.), 333(7575), 939. https://doi.org/10.1136/bmj.38961.584653.AE 
  • Schiffke-Juhász, B., Knobloch, K., Vogt, P. M., & Hoy, L. (2021). Proprioceptive elbow training reduces pain and improves function in painful lateral epicondylitis-a prospective trial. Journal of orthopaedic surgery and research, 16(1), 468. https://doi.org/10.1186/s13018-021-02602-3