Therapiezentrum-Online Blog - Übergewicht und Adipositas

Übergewicht oder gar Adipositas – „Adi…WAS??“

Was ist Adipositas? | Adipositas ist nicht gleichzusetzen mit Übergewicht. So ist nicht jeder übergewichtige Mensch gleich adipös. Adipositas oder auch Fettleibigkeit entwickelt sich in der Regel stufenweise. Definiert wird Adipositas als eine Vermehrung des Körperfettanteils, welche über ein benanntes Normalmaß hinausgeht. Die Grundlage zur Einstufung bildet nach wie vor der Körpermasseindex, der sog. Body Mass Index (kurz BMI). Die Formel zur Berechnung des BMI sowie Tabellen zur Einordnung finden sich zahlreich im Internet. Zudem wird das Fettverteilungsmuster bei Betroffenen betrachtet, welches das Gesundheitsrisiko nochmals genauer bestimmt. Die bauchbetonte Adipositas („Apfeltyp“), bei der die Ansammlung von übermäßigem Körperfett innerhalb des Bauchraums liegt, ist gesundheitlich besonders ungünstig. Dabei sammelt sich das sogenannte viszerale Fett nicht nur unter der Haut an, sondern rund um die Organe. Ein einfaches Maß zur Beurteilung dieser viszeralen Fettdepots ist die Messung des Taillenumfangs. Die weniger gesundheitsschädlichere Form und vor allem bei Frauen vorkommende Fettverteilung ist der „Birnentyp“. Die Fettpolster sind hier an den Hüften und den Oberschenkeln sichtbar. Bei beiden Formen sind ab einem bestimmten Grad mit erheblichen gesundheitlichen Folgen zu rechnen.

 

Übergewicht ist schon lange keine Seltenheit mehr

Knapp über die Hälfte (53%) der Frauen in Deutschland sind übergewichtig. Bei Männern ist der Anteil sogar noch höher, hier sprechen wir von rund zwei Drittel (67%). Etwa ein Viertel der Erwachsenen sind sogar stark übergewichtig, also adipös. Auch bei Kindern und Jugendlichen befinden wir uns auf einem hohem Niveau. Rund 15% der untersuchten Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig und 6% sogar adipös.

 

„Sie müssen einfach abnehmen“

In den letzten Jahren rücken die psychosoziale Auswirkungen von Adipositas, insbesondere die damit verbundene negative Stigmatisierung und Diskriminierung dieser Personengruppe, weiter in den Vordergrund. Adipositas sollte in keiner Weise als rein körperliches Problem angesehen werden, denn die psychosozialen Auswirkungen dieser Erkrankung sind unumstritten. Besonders in den westlichen Regionen werden Personen mit Übergewicht abgewertet. Hierbei wird Übergewicht oft mit Eigenschaften wie z.B. Faulheit, Willensschwäche oder Disziplinlosigkeit in Verbindung gebracht. Sie sind also „selbst schuld“. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle bei der Entstehung von Übergewicht. Helfen wird man Betroffenen jedenfalls nicht durch negative Äußerung über deren Körpergewicht, denn diese tragen dazu bei, dass sich die Personen noch schlechter fühlen. Dieser zusätzliche Stress verleitet Personen oft zu vermehrter Nahrungsaufnahme. Die Folge ist klar: das Übergewicht entwickelt sich stufenweise weiter zu Adipositas. Wir sollten uns also immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass sowohl genetische Faktoren als auch unser Lebensstil in der heutigen Überflussgesellschaft zu der hohen Adipositasprävalenz beitragen. Es ist also eine geistige Kontrolle notwendig, dem Überfluss zu entfliehen, und das konsequent. Aus biologischer Sicht ist der menschliche Körper vielmehr auf Mangel als Überfluss eingestellt. Die Prävalenz macht dennoch deutlich, viele Menschen schaffen es nicht allein und brauchen hierbei Unterstützung. Unterstützung muss vor allem auch seitens der Politik, im Sinne von Präventionsstrategien (z.B. höhere Steuersätze für „ungesunde“ Lebensmittel) kommen.

 

Ist Übergewicht oder Adipositas immer ungesund?

Auf diese Frage möchte ich im nächsten Artikel näher eingehen sowie mögliche gesundheitliche Folgen von Fettleibigkeit erörtern. 

 

Deine Annika Reichenberger (staatl. geprüfte Physiotherapeutin, B. Sc. Integrative Gesundheitsförderung)

 

 

Quellen:

  • Obesity: preventing and managing the global epidemic. Report of a WHO consultation. (2000). World Health Organization technical report series, 894, i–253.
  • Eckel, N., Li, Y., Kuxhaus, O., Stefan, N., Hu, F. B., & Schulze, M. B. (2018). Transition from metabolic healthy to unhealthy phenotypes and association with cardiovascular disease risk across BMI categories in 90 257 women (the Nurses' Health Study): 30 year follow-up from a prospective cohort study. The lancet. Diabetes & endocrinology6(9), 714–724. doi.org/10.1016/S2213-8587(18)30137-2
  • Martina de Zwaan. (2022). Das Leiden an Adipositas wird ignoriert. Das stört Martina de Zwaan. Psychologie Heute 6/2022: Die Zeit, als alles neu war.